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Tageszeitung, 23.12.2011
„Alternative Energiegewinnung ...“

   

Wer solche Energiequellen anzuzapfen versteht, braucht keine SEL AG mehr. Es genügt, die Tür hinter sich zu schließen, und man ist nicht einfach allein – nein, man erlebt auch ein ganz anderes Energieniveau. Anstelle hektischer Aktivität herrscht mit einem Mal die Magie des stillstehenden Moments. Unnachgiebig geduldig muss man nur vor den Boxen sein, denn das Publikum des Meraner Weihnachtsmarktes steht Schlange, um ins Herz der nach dem Vorbild früherer Jahrmarktsbuden gestalteten Zellen vorzustoßen. Wenn die Besucher aus den intimen Kammerspielen wieder herauskommen, scheinen sie einer Erscheinung beigewohnt zu haben. Kein Wunder: Was einem in den Boxen zufällt, ist ein Akt des Widerstandes gegen die laute Welt, denn im Trubel von Weihnachtsmärkten und anderen Massenaufläufen kann man sich selbst schon einmal unerklärlich werden. Zu sehen und zu besuchen waren die Boxen während des Weihnachtsmarktes im Innenhof von Schloss Kallmünz.
Die Künstlergruppe Fabrik Azzurro um den Regisseur Torsten Schilling, die für gewöhnlich Theaterprojekte an ungewöhnlichen Orten auf die Beine stellt, hat mit den vier Boxen Miniaturorte geschaffen, „Chill-Out-Areas“, die kurzweilig als Fluchtorte, als Erlebnisräume, als Inseln der Ruhe inmitten belebter Alltagssituationen oder öffentlicher Veranstaltungen dienen können. Sie sind, so definiert es Schilling, nichts weniger als ein „Beitrag zur alternativen Energiegewinnung“.
Der Meraner Weihnachtsmarkt war der Anfang: Die Boxen stehen in Hinkunft für andere Orte zur Verfügung. Weitere Künstler sollen mit der Ausstattung beauftragt werden, das Ende des Projektes ist offen: Aus 4 Little Boxes sollen X Little Boxes werden.

Äußerlich sind die von Zita Pichler entworfenen Boxen nichts als dienliche Formen von der Größe einer Telefonzelle für das kurzweilige Abtauchen. Im Inneren sind es vier völlig unterschiedliche Räume, aber sie kommen zusammen. Sie werden jeweils für einige Minuten von Einzelpersonen bezogen. Jeder hat somit sein individuelles Erlebnis mit dem Inneren der jeweiligen Box, jeder schafft sich seine eigene Performance.

Christina Khuen hat ein heimeliges EIGENHEIM mit allerhand Stoffverkleidung und einem gemütlichen Sessel gestaltet, aber die Perspektive ist leicht aus dem Lot. Aus dem Kopfhörer des handgenähten Radios erklingen vertraute Geräusche, aber neu fokusiert: Das Radio spielt Lou Reed, man hört Töpfe klappern, einen Geschichtenerzähler und Lachen.

Zita Pichler hat ihr HIRNKASTL wörtlich umgesetzt. Durch die Augen von aufgemalten Gesichtern schaut man in deren Köpfe hinein. Von vom Schönheitswahn befallenen Barbiewelten bis hin zu Phantasiewelten aus orientalischen Nächten reichen die Bilder; dazu erklingen Maschinengeräusche, die an das Rattern der Synapsen erinnern.

Kerstin Kahl hat eine KÜHLBOX gestaltet, die einen aus der Enge der Hütte ins Weite einer Eislandschaft entführt. Man sitzt auf einer Rodel und träumt sich auf einen zugefrorenen See hinaus. Nicht wenige Besucher ließen sich so sehr auf Musik und Panorama ein, dass sie auf der Rodel herumrutschten.

Die romantische Ecke hat Torsten Schilling mit seiner HERZKAMMER besorgt. Ein verkommener Raum mit kitschigen Herztapeten empfängt einen, die Arterien sich aus Rohleitungen gestaltet, Namen von verlebten Lieben sind an die Wand geschrieben, und durch ein zugemauertes Fenster schaut man – ja, worauf schaut man? Es läuft ein Hörspiel, dass Schilling aus der Anfangsszene von Felicia Zellers Stück „Triumph der Provinz“ extrahiert hat. Das Licht geht aus und man schaut in einen funkelnden Sternenhimmel. Herzöffnend ist das.

Künstlerisch steht das Projekt in der Tradition von John Cage, der mit seinem Stück „4:33“ das Vorurteil widerlegt hat, dass Musik hörbar sein müsse. Das aus vier Minuten und dreiunddreißig Sekunden Stille komponierte Werk ist der Stoff und zugleich die Form des Stücks. Doch während es bei Cage noch einen Konzertmeister der Stille gibt, ist in den 4 Little Boxes jeder sein eigener Komponist, Bilderzeiger und Tonmeister. Unplugged bei sich sein – für Phobiker der Stille und des Alleinseins ist das viel verlangt.“

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